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Nuklearmedizinisches Quiz

Der interessante Fall (1)

44jährige Patientin ohne wesentliche Erkrankungen in der Vorgeschichte. Keine Medikamente. Seit etwa vier Wochen zunehmende, diffus verteilte Gelenkschmerzen, am ausgeprägtesten beider Sprunggelenke. Röntgen Hände, Vorfüße und Sprunggelenke, jeweils in 2 Ebenen, unauffällig. Blutbild und Differentialblutbild unauffällig, Harnsäure mit 4,3mg/dl im Normbereich. Serum-Kalzium mit 5,1mval/l an der oberen Grenze des Normbereichs. BSG 20mm in der ersten Stunde, CRP 1,6mg/dl, Rheumafaktor, ANA und HLA-B27 negativ.

2-Phasen-Skelett-Szintigraphie Füße

Welche weiteren Aufnahmen oder Untersuchungen benötigen Sie noch für Ihre Diagnose?

Das Parathormon lag mit 18ng/l im unteren Anteil des Normbereichs. Eine Nebenschilddrüsen-Szintigraphie wurde (unter anderem deshalb) nicht durchgeführt.
Sonographisch Normalbefunde. Insbesondere kein Anhalt für ein Nebenschilddrüsenadenom, kein Anhalt für eine Autoimmunthyreopathie.
Schilddrüsenparameter (auszugsweise)
TSH: 1,7 mU/l
TPO-Ak: <60,0 U/l
TSH-R-Ak: <0,1 U/l
Diagnose: peripheres Bronchial-Karzinom mit paraneoplastischer Osteoarthropathia hypertrophicans (Morbus Piérre-Marie-Bamberger)

Die Osteoarthropathia hypertrophicans ist keine häufige Erkrankung. Man sieht sie – zumindest szintigraphisch – aber auch nicht ganz selten. Üblicherweise stellt der Nuklearmediziner diese Diagnose als – dann nicht so sehr wichtigen – Nebenbefund bei der Skelettszintigraphie zur Metastasensuche, wenn ein Bronchial-Karzinom bereits bekannt ist. Seltener ist es, wenn – wie im hier dokumentierten Fall – eine Skelettszintigraphie aus anderen Gründen erfolgt, und die Diagnose einer Osteoarthropathia hypertrophicans zur (Früh-)Erkennung eines Bronchial-Karzinoms führt. Dies kann für den Patienten oder die Patientin lebenswichtige Konsequenzen haben, wie im konkreten Fall, in dem ein peripheres Bronchial-Karzinom im Tumor-Stadium pT1N0M0 vorlag, das mit kurativer Intention operiert werden konnte.

Bezüglich der szintigraphischen Morphologie kommen differentialdiagnostisch eine Reihe weiterer Erkrankungen in Betracht, die mit periostalen Knochenneubildungen einhergehen, die üblicherweise aber nicht so sehr ausgeprägt sind (beispielsweise die periostale Knochenapposition bei der chronisch venösen Insuffizienz) oder ein anderes Verteilungsmuster zeigen (beispielsweise die sehr seltene thyreoidale Akropachie mit Betonung der Akren, wie der Name bereits vermuten läßt). Auch das mediale Schienbeinkantensyndrom („shin splint“, eine mechanische Überlastung) sollte wegen der typischen Anamnese und der anderen Ausdehnung der Mehranreicherungen kein differentialdiagnostisches Problem darstellen. Primär ossäre Tumorerkrankungen treten umschrieben asymmetrisch auf und sind deshalb leicht abzugrenzen. Stoffwechselstörungen des Kalziumsstoffwechsels, wie beispielsweise der Hyperparathyreoidismus, können zu einer Betonung der großen Röhrenknochen der unteren Extremitäten führen, allerdings nicht in dieser Form der inhomogenen, langstreckigen periostalen Betonung.
Take Home Message

Wenn Sie als szintigraphischen Zufallsbefund die Diagnose „Morbus Piérre-Marie-Bamberger“ stellen, müssen Sie nach einem Bronchial-Karzinom suchen (lassen).